Gleich vorweg zum besseren Verständnis: Das Ostseebad Boltenhagen verfügt über drei Ortsteile: Tarnewitz, Redewisch und Wichmannsdorf.
Wir widmen uns heute dem ältesten Ortsteil. Bereits 1230 wurde Tarnewitz im Ratzeburger Zehntenregister erwähnt. Also viel Zeit, um über die Jahrhunderte eine spannende und wechselhafte Geschichte vorzuweisen.
Im Nordosten von Tarnewitz befindet sich der Star unseres heutigen Themas - die Halbinsel Tarnewitzer Huk. Der Begriff Huk ist abgeleitet von dem Wort Haken und bezeichnet im topografischen Sinn eine Ecke oder einen Vorsprung im Küstenverlauf.
Auf der folgenden Karte ist sehr gut zu erkennen, dass die Halbinsel Tarnewitzer Huk durch die vorstehende Lage die Wismarer Bucht von der Boltenhagener Bucht trennt.
Zur östlichen Seite grenzt sie an die Wohlenberger Wiek (als Teil der Wismarer Bucht) und zur westlichen Seite erstreckt sich das Ostseebad Boltenhagen in der Boltenhagener Bucht (als Teil der Mecklenburger Bucht).
Im Mittelalter war dieses Gebiet noch Festland und wurde als Verbindungsweg zur damaligen Halbinsel Lieps genutzt. Diese Verbindung wurde durch Sturmhochwasser und den damit verbundenen Abtragungen zerstört. Heute ist Lieps eine Sandbank, auf der ab und zu Kegelrobben Mittagsruhe halten.
Aber zurück zur Halbinsel Tarnewitzer Huk in Boltenhagen.
Die Halbinsel Tarnewitzer Huk ist eine künstlich geschaffene Fläche.
Durch umfangreiche Aufspülungen mit Seesand und der kompletten Versiegelung mit einer Bitumendecke um 1935 wurde die Grundlage für einen Militärflugplatz geschaffen. Die Luftwaffe der Nazis wollte hier eine Erprobungsstellen für Waffentests einrichten, die Pläne hierzu unterlagen strengster Geheimhaltung. Die Bauarbeiten gingen zügig voran, auf dem Areal wurden Labors, Flugzeughangars und Schießplätze errichtet. Der Militärflugplatz wurde durch den Bau eines 1,5 Meter hohen Deiches vor Sturmfluten geschützt.
Im zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht genutzt, wurde sie somit der angedachten Bestimmung zugeführt. Diesen militanten Charakter behielt sie erst einmal bei. Neben Maschinengewehren wurden auch Bordkanonen und Raketen getestet. Noch heute sind die der Halbinsel vorgelagerten Betonruinen in der Ostsee gut zu erkennen. (siehe Foto oben) Sie dienten damals als Ziel für Schießübungen.
Heute haben die Komorane und Möwen die Ruinen erobert und nutzen diese als geselligen Sitzplatz zum Flügel trocknen, balzen und streiten.
Aber weiter in der Geschichte: Zum Ende des Krieges 1945 erfolgte die Überführung der wichtigsten Flugzeuge nach Schleswig-Holstein.
Nach dem Krieg zog die Rote Armee ein, demontierten die militärischen Anlagen und zerstörten das Flugfeld. Als nächstes entdeckte die DDR Grenzpolizei in den 50er Jahren das Gelände für sich.
1963 wurde dann die "Grenzbrigade Küste" dort ansässig. Diese hatte die Aufgabe, die Grenze Richtung Westen zu sichern.
Nach der Wende erfolgte der endgültige Rückbau noch verbliebener militärischer Anlagen und Gebäude, im südöstlichen Bereich der Halbinsel wurde Platz geschaffen für die Marina, ebenso für das Iberotel sowie das Dorfhotel und ein dazugehöriger Badestrand.
Heute ist die Weiße Wiek ein beliebtes Ausflugsziel für Urlauber und Tagesgäste. Tolle Restaurants und Café laden zum Verweilen ein und bieten dem hungrigen Gast kulinarische Köstlichkeiten und gratis dazu den tollen Blick auf die Ostsee mit dem Yachthafen und dem kleinen urigen Fischereihafen mit den roten Hütten der Fischer.
Ein großer Teil der Halbinsel wurde zum Naturschutzgebiet Tarnewitzer Huk deklariert. Dieses Gebiet befindet sich heute im Besitz der Unternehmerfamilie Mast aus Braunschweig (den Liebhabern von Kräuterlikör dürfte der Name bekannt sein – Mast-Jägermeister SE).
Der Zutritt zum Naturschutzgebiet Tarnewitzer Huk ist nicht gestattet. Aber darüber schreiben wir in einem weiteren post.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns, wenn wir Sie auch einmal bei uns begrüßen dürfen.
Von unseren Ferienwohnungen in Boltenhagen ist die Halbinsel Tarnewitzer Huk ca. 2500 Meter entfernt.